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Malvasia: Venezianerin mit griechischen Wurzeln

Malvasia – heute ein Geheimtipp unter den Weißweinen. Doch einst zählte die Rebsorte zu den wichtigsten in ganz Europa. Und das wäre undenkbar gewesen ohne den Einfluss der Republik Venedig.

Alles begann während des Vierten Kreuzzuges Mitte des 13. Jahrhunderts, als der Transport von Truppen ins Heilige Land kostenlos von den Galeeren der Republik Venedig durchgeführt wurde. Tatsächlich war dieser Dienst nicht gerade uneigennützig, denn im Gegenzug besetzten die Venezianer, wenn auch friedlich, viele Handelshäfen, darunter Monemvasia in Griechenland.

Benannt nach einer griechischen Hafenstadt

Und von dort importierten sie einen Wein, der aus einer äußerst schmackhaften Rebsorte gekeltert wurde. Sowohl dem Wein als auch der Rebe gaben sie den Namen „Malvasia“, in Anlehnung an seine Herkunft aus der Stadt Monemvasia. Der Handel, den die Venezianer über diesen Hafen trieben – insbesondere mit besagtem Wein – war so blühend, dass es auch heute noch in Venedig Straßen und Brücken gibt, die diesen Namen tragen oder zumindest daran erinnern.

Zwischen 1300 und 1600, als sich die Republik Venedig auf dem Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen Macht befand, war der Malvasia zu einem der gefragtesten Weine ganz Europas geworden. Der Handel mit der griechischen Rebe war so umfangreich, dass die venezianische Republik einen eigenen Anlaufhafen in der Lagunenstadt schuf, der noch heute Fondaco della Malvasia genannt wird.

Neue Heimat Venetien

Diese goldene Zeit fand ein jähes Ende mit der osmanischen Besetzung Griechenlands. Die gesamte Malvasia-Produktion war gestoppt, doch die Venezianer konnten diesen wichtigen Markt nicht einfach aufgeben. Sie schafften es, einige Pflanzen der Rebe nach Italien zu bringen und begannen, sie dort selbst zu kultivieren. Damit ließen sie in verschiedenen von ihnen kontrollierten Gebieten wie Istrien, Dalmatien, der Adriaküste und dem Hinterland von Friaul und Venetien aromatische, dem Malvasia ähnliche Weine herstellen. Ähnlich, weil die Traubensorte zwar dieselbe war, nicht jedoch Boden und Klima.

Malvasia, Gigante
Malvasia-Wein aus Venetien

Der große kommerzielle Erfolg des Malvasia dauerte noch einige Zeit fort, endete aber einerseits durch den Niedergang der wirtschaftlichen Macht Venedigs, andererseits weil sich die Mode bei den Verbrauchern um 1700 auf Wermut und Portwein verlagerte.

Malvasia: fruchtig und süß

Von der Bildfläche verschwunden ist der Malvasia freilich nie. Bis heute wird er in aller Regel sortenrein hergestellt, also beim Keltern nicht mit Trauben anderer Rebsorten gemischt. Das Ergebnis ist ein strohgelber Wein mit goldenen Reflexen. Der instensive und komplexe Duft erinnert an Aprikosen und Zitrosfrüchte. Im Geschmack gesellt sich die Süße von Honig dazu. Am besten passt ein Malvasia zu Pasta mit Meeresfrüchten oder Steinpilzen, aber auch zu Vitello Tonnato.

In meiner kommenden Weinprobe am 24. April verkostet ihr einen hervorragenden Malvasia aus Venetien – neben zwei anderen venezianischen Weinen.

Weinverkostung Sommelier Tiziana

Hier geht’s zur aktuellen Weinverkostung mit Thema Venetien