Rosé Wein (Karolina Grabowska, pixabay)
Weinwissen

So wird Rosé gemacht – oder: Warum ist Rotwein rot?

Der Legende nach wurde Roséwein unfreiwillig von einem geizigen Priester in der Nähe der Stadt Verona erfunden.

Statt den Messwein für die Gläubigen aufzusparen, trank er diesen lieber selbst – bis das heilige Getränk eines Tages knapp wurde. Der Geistliche sah sich gezwungen, in die Weinkellerei des Dorfes einzubrechen und von einem der Gärbottiche Wein abzuzapfen. Der Wein war aber noch nicht fertig vergoren, und der Most hatte nur wenige Stunden Kontakt mit dem Trester gehabt. Somit war das Getränk rosafarben. Der Schwindel flog natürlich auf, aber der halbfertige Wein fand Gefallen und ging als Rosé in die Geschichte ein.

Tatsächlich beginnt die Geschichte des Roséweins erst „so richtig“ im Jahr 1943, als eine Kellerei aus Apulien begann, den rosaroten Rebsaft zu kommerzialisieren. Der „Five Roses“ genannte Rosé wurde vor allem für den Export in die USA produziert und ist bis heute in der ganzen Welt bekannt.

Wie wird nun Rosé hergestellt?

Ganz irrig ist die Annahme, fertiger Rot- und Weißwein würden gemischt, um die zarte Farbe zu erreichen. Etwas näher dran, aber trotzdem falsch ist der Glaube, man würde rote Trauben und weiße zusammenmischen und gemeinsam vergären, also einen Verschnitt („Cuvée“) aus roten und weißen Trauben machen. Dieses Verfahren ist sogar verboten (von dem sehr speziellen „Rotling“ abgesehen, der aber eben kein Rosé ist).

Um die Herstellung von Rosé zu verstehen, müssen wir uns zuerst einer anderen Frage widmen: Woher hat Rotwein eigentlich seine rote Farbe? „Von den roten Trauben“ ist nur die halbe Wahrheit, denn man kann aus roten Trauben auch Weißwein herstellen. Rot ist nämlich nur die Schale der Beeren; das Fruchtfleisch ist weiß wie bei Weißweintrauben.

Traubenschalen = rote Farbe

Dass Rotwein rot ist, hat mit dem Herstellungsverfahren zu tun. Beim Weißwein wird der Most (der aus den Trauben gepresste Saft) ohne den Trester (die bei der Pressung zurückbleibenden festen Bestandteile der Trauben, also vor allem die Schalen) vergoren. Bei der Rotweinherstellung werden Most und Trester aber zusammen vergoren. So färben die Schalen den gärenden Traubensaft rot. Dabei werden außer den Farbstoffen ganz nebenbei auch Tannine in den Most abgegeben, jene Gerbstoffe, die einen großen Teil zu Geschmack und Charakter von Rotweinen beitragen.

Nur ein Hauch von Trester-Kontakt

Je länger der Trester Kontakt zum Most hat, desto „roter“ wird der Wein. Weil der Trester im Gärbottich oben schwimmt, wird dieser „Tresterhut“ mittels verschiedener Verfahren immer wieder nach unten in die Flüssigkeit gedrückt. Die Zeit, wie lange der Trester auf bzw. in dem Most verbleibt, schwankt zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen – beim Rotwein! Beim Roséwein sind es nur ein paar Stunden, weshalb der Wein wie der unseres Priesters eine nur zarte rote Farbe hat. Je länger, desto intensiver ist selbstredend die Farbe – und umso mehr Tannine finden sich im Wein. Umso mehr ähnelt der Rosé einem Rotwein, kann man auch sagen.

Roséwein Rosa del Lago
Malavasi „Rosa del Lago“

Gemacht aus Rotweintrauben, aber getrunken wie Weißwein

Roséwein sollte gekühlt serviert werden; wie Weißwein liegt seine ideale Trinktemperatur bei 10 bis 12 Grad. Auch sonst verwendet man ihn wegen der vergleichsweise doch sanften Tannine eher wie Weißwein, das heißt: zu Fischgerichten, Vorspeisen, weißem Fleisch oder als Aperitif.

Ein Rosé, den ich gerne empfehle, ist der „Rosa del Lago“ von Malavasi. Er stammt vom Gardasee und wird aus der roten Traubensorte Petit Verdot gewonnen.

Den „Rosa del Lago“ verkoste ich zusammen mit zwei weiteren Gardasee-Weinen in meiner Online-Verkostung am 27. Februar. Noch bis 19. Februar könnt ihr euch anmelden!