Pignolo aus dem Friaul
Weinwissen

Der Pignolo – der komische Kauz unter den Friaul-Weinen

Der Pignolo, der hat so einen Charakter: auf den ersten Blick wirkt er knausrig, pedantisch und schwierig. Lernt man ihn aber persönlich kennen, tritt seine erfrischende Lebhaftigkeit hervor, die ihn zum gern gesehenen Gast auf jeder Grillparty macht.

Jahrhundertelang hatte der Pignolo einen Stammplatz unter den autochtonen Trauben der Region Friaul – wie seine Kumpanen Schioppettino und Refosco ist er ein echter roter Friulaner Ureinwohner.

Überlebenskünstler

Doch dann kam das 19. Jahrhundert und mit ihm die Reblauskatastrophe, die bekanntermaßen einen großen Teil der in Europa heimischen Reben dahinraffte. Das war im Friaul nicht anders. Auch den Pignolo erwischte es, doch immerhin überlebte er mit Ach und Krach. Inzwischen waren aber internationale Sorten in Mode gekommen und machten ihm seine Anbaufläche streitig. Bis zu den 1970ern fristete er ein Schattendasein. Findige Winzer entdeckten jedoch an den Mauern der Abtei von Rosazzo einige Pignolo-Rebstöcke und beschlossen, die Traube zu reaktivieren. Und das trotz ihres schwierigen Charakters. Der Pignolo (ital. “pignolo” = pedantisch, kleinlich) macht seinem Namen alle Ehre: Die Sorte bringt vergleichsweise knausrige Erträge hervor und ist überdies recht empfindlich, was Umweltbedingungen betrifft. Allein diese Umstände rechtfertigen den gehobenen Preis von Pignolo-Weinen.

Was für eine Frucht!

Und der Geschmack tut es erst recht! Pignolo sortenrein (also nicht mit anderen Rebsorten zusammen) gekeltert, ergibt einen Wein von rubin- bis ziegelroter Farbe und einem lebhaften Bouquet von Beeren und Kirschen. Der alte Pedant kehrt in der Nase also eine überraschend fruchtige Seite hervor – die sich im Mund bestätigt. Zur Frucht gesellen sich Kaffee-, Zartbitterschokolade- und Pfeffer-Aromen.

Das Geheimnis seines Esprits ist aber seine Säure. Diese ist präsent, aber dennoch sehr ausgewogen – gerade genug für den gewissen Frische-Kick! Das gleiche bei den Tanninen: präsent, aber weniger heftig, als man sie von so einem gehaltvollen Wein erwarten würde.

Erst kantig, dann charmant

Allerdings braucht er ein wenig, um “warm zu werden”. Am besten, man lässt ihn erst einmal ein paar Stunden geöffnet stehen, bis er sich eingewöhnt hat und sich seine allzu kantigen Charaktereigenschaften verflüchtigt haben. Dann läuft er aber zur Hochform auf: Sowohl zu weißem als auch zu rotem Fleisch erweist er sich als charmanter Begleiter. Am besten passt er zu Gegrilltem, sei es Hähnchen oder Steak – oder auch zu einem richtig guten Burger! Beim Barbecue macht der Pignolo also in jedem Fall “bella figura”!

Eine weitere gute Eigenschaft: Der Pignolo ist geduldig: Er kann über Jahrzehnte gelagert werden.

Weinverkostung Sommelier Tiziana

Bei meiner Weinverkostung am 30. Januar bildet der Pignolo das Highlight! Meldet euch an, lasst euch drei vorzügliche Friaul-Weine nach Hause schicken und genießt diese unter professioneller Anleitung! Weitere Infos und Anmeldung