Mit nicht einmal 49.000 Hektar hat Österreich gerade einmal ein Vierzehntel der Rebfläche von Italien. Umso verwunderlicher, dass der Nation eine große Pionierroller beim Weinbau zukommt – und das in mehrerlei Hinsicht.
Wein hat in Österreich eine wesentlich längere Tradition, als man vielleicht denkt. Die Anfänge des Weinbaus reichen hier bis etwa 500 v. Chr. in die Zeit der Kelten zurück. Richtig, in die Zeit der Kelten, nicht der Römer! Vielmehr waren es die Römer, die in puncto Wein von den Kelten gelernt haben. Es sind tatsächlich römische Texte überliefert, in denen die Weinbau-Methoden der Kelten beschrieben werden: So wurden die Reben stets nahe an einer anderen Pflanze gesetzt, um ihnen eine natürliche Stütze zu geben – in den Ebenen waren es meist Pappeln, auf Hügeln Ahornbäume. „Arbustum gallicum“ nannten die Römer diese Technik, die sie fortan in ihr Repertoire aufnahmen und im Mittelmeerraum verbreiteten.
Kelten und Römer: das Beste aus beiden Welten
Den Kelten verdanken wir letztendlich auch die heute bei der Weinherstellung so üblichen Holzfässer. Die Römer mussten sich eingestehen, dass die „Barbaren“ ihnen in der Fassbinderkunst weit voraus waren, und Holzfässer sowohl für die Reifung als auch für den Transport von Wein einige Vorteile gegenüber ihren Amphoren hatten.
Die Römer verbanden die keltischen Techniken schließlich mit ihren eigenen Anbau- und Herstellungsmethoden – so kam in Österreich sehr früh das Beste aus beiden Welten zusammen.
Die erste Weinbauschule der Welt
Im Mittelalter waren es dann die Klöster, welche Weinberge besaßen, die wichtigsten Produzenten waren und somit dafür sorgten, dass der Weinbau in Österreich weitergeführt und weiterentwickelt wurde.
Doch auch in der Neuzeit tat sich viel Bedeutendes. So wurde 1860 in Klosterneuburg die erste Weinbauschule der Welt gegründet. Nicht in Italien, nicht in Frankreich, nein in Österreich! Die dort durchgeführten botanischen Experimente führten zur Kreation der berühmtesten österreichischen Rebsorten. Zum Beispiel des Müller Thurgau, eine weiße Rebsorte, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts durch einige Kreuzungen entstanden ist.
Die Weißweine: reinsortiger Genuss
Weitere beliebte weiße Reben in Österreich sind Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer. Die meisten österreichischen Weine werden reinsortig hergestellt, das heißt aus nur einer einzigen Rebsorte und nicht in einer Cuvée. Der Ausbau von Weißweinen in Fässern ist hier selten – umso mehr bleiben die natürlichen organoleptischen Eigenschaften der jeweiligen Rebsorte unverfälscht erhalten.
Rotweine aus dem Burgenland
Rotweine dagegen sind die Spezialität des Burgenlandes. Der Name „Burgenland“ kommt – wer hätte es gedacht – von den Burgen und Schlössern der Gegend. Die an Ungarn, Slowenien und die Slowakei grenzende Region war einst Teil der ungarischen Krone und ist heute eines der neun Bundesländer Österreichs. Sie ist historisch eng mit Ungarn und dem Adelsgeschlecht der Esterhazy verbunden, die dort eines ihrer wichtigsten Besitztümer hatten. Im 17. Jahrhundert ließ die Familie das Schloss Esterhazy errichten, dessen Ballsaal wegen seiner Akustik als einer der besten der Welt gilt.
Der Großteil der burgenländischen Weingärten liegt rund um den Neusiedler See, eine Wasserfläche, die die gesamte Region klimatisch beeinflusst. Unter den Burgenlandweinen ist der Zweigelt die Nummer eins, gefolgt vom St. Laurent – auch diese beiden meist reinsortig hergestellt.
Am 29. Mai lade ich euch ein, in einer Online-Weinprobe drei österreichische Weine mit mir zu verkosten.