Amarone, Bardolino, Valpolicella, Prosecco: Einige der größten italienischen Weine stammen aus Venetien. Und mit 75.000 Hektar Rebfläche gehört der „Veneto“ zu den drei größten Weinregionen des Landes. Der Erfolg im Weinanbau scheint den Venezianern in die Wiege gelegt worden zu sein. Daran konnten weder die Osmanen noch die Reblaus etwas ändern.
Wie fast überall in Italien waren es auch in Venetien die Römer, welche dem Weinanbau ihre erste Blüte bescherten. Anders als in anderen Gebieten jedoch, wo sie erst einmal „Barbaren“ erobern mussten, trafen die Römer zwischen Adriaküste und Dolomiten auf eine relativ hoch entwickelte Zivilisation. Statt Krieg gegen die ansässigen Veneter zu führen, arbeiteten sie daher mit ihnen zusammen – und „Venetia et Histria“ stieg zu einer der reichsten Provinzen des Imperiums auf. Das wirkte sich auch auf die Weinproduktion aus, die sehr früh auf hohem Niveau und in großem Stil betrieben wurde.
Anhaltende Blüte unter der Handelsmacht Venedig
Seit dem Mittelalter war es dann die Republik Venedig, welche die Macht über Wirtschaft, Handel und Infrastruktur, und damit auch über den Weinanbau, in ihren Händen hielt. Die Seemacht der Dogen dominierte zeitweise den ganzen östlichen Mittelmeerraum. Istrien, Dalmatien, große Teile Griechenlands inklusive Kreta sowie Teile der Türkei gehörten zum Herrschaftsgebiet. Sowohl der Export von einheimischen Weinen als auch der Import ausländischer Rebsäfte nahm ungeahnte Ausmaße an. Vor allem aus Griechenland wurde massenhaft Wein eingeführt, verkauft und getrunken. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg der von Venedig gehandelten Weine hatten die bis heute weltberühmten Glasbläser von Murano. Sie trugen dazu bei, dass sich die schickeren Glasflaschen gegenüber den bis dahin verwendeten Keramikbehältnissen durchsetzten.
Katastrophe Nummer eins: die Osmanen
Der bis dahin so umfangreiche Import griechischer Weine fand ein jähes Ende, als im 16. Jahrhundert die griechischen Gebiete Venetiens von den Osmanen erobert wurden. Die Venezianer sahen ihren Wein-Nachschub abrupt unterbrochen. Besonders der Verzicht auf die damalige Mode-Traube Malvasia, für welche die Venezianer sogar einen eigenen Anlaufhafen in ihrer Lagunenstadt geschaffen hatten, war verheerend. Sie machten jedoch aus der Not eine Tugend und förderten umso mehr ihre einheimischen Weine. Oder sie machten ausländische Sorten kurzerhand zu einheimischen – so auch die Malvasia-Rebe, von denen sie einige Pflanzen aus Griechenland retten konnten und sehr erfolgreich auf venezianischem Boden anpflanzten. Bis heute sind die lokalen, die sogenannten „autochthonen“ Sorten eine große Stärke der Weinregion Venetien.
Katastrophe Nummer zwei: die Reblaus
Ein kleines Wunder, wenn man bedenkt, dass ein Großteil davon beinahe ausgerottet worden wäre. Denn wie in ganz Europa erlebte auch in Venetien der Weinbau im 19. Jahrhundert seine dunkelste Stunde. Erst machte der Falsche Mehltau den Winzern zu schaffen, dann raffte die Reblaus die Weinstöcke hektarweise dahin. Nach der Katastrophe baute man vorwiegend internationale Sorten an, sehr zu Ungunsten der lokalen Reben. Diese wurden erst ab den 1970er-Jahren wiederentdeckt und haben glücklicherweise wieder große Bekanntheit und Bedeutung erlangt.
Da wäre zuallererst die Glera-Traube, welche dem berühmten Prosecco seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht, die Garganega-Traube, welche Hauptbestandteil des Soave ist, oder der Verduzzo, aus dem hervorragende reinsortige Weine hergestellt werden.