Die unterschiedlichen Farben von Weinflaschen sind keineswegs nur dem persönlichen Geschmack der Hersteller geschuldet. Im Gegenteil, es gibt praktische Gründe, einen Wein in eine Flasche mit einer bestimmten Farbe zu füllen.
Wir sind alle an die Vorstellung von grünen Glasflaschen für Wein gewöhnt. Wenn ich meine Gäste bei Verkostungen oder Veranstaltungen frage, antworten sie tatsächlich meistens, dass Weinflaschen grün sind. Stimmt ja auch, aber warum?
Notgedrungen grün
Wenn wir ein wenig in die Vergangenheit zurückgehen, finden wir den Grund für diese Farbwahl. Als man begann, Wein in Flaschen zu vermarkten, war Grün die vorherrschende Farbe des Glases. Dies lag einfach daran, dass das Glas nach dem Blasen eine grünliche Farbe annahm, die auf Verunreinigungen (vor allem Eisen) zurückzuführen war, die während der Verarbeitung ins Glas gelangten. Je nachdem wie stark das Glas verunreinigt war, erschien es in hellerem oder dunklerem Grün.
Mit Verbesserung der Flaschenherstellungstechniken können die Weinkellereien heutzutage natürlich selbst entscheiden, welche Farbtöne sie dem Flaschenglas geben wollen, weshalb neben dem traditionellen Grün weitere Farben hinzugekommen sind – von völlig transparent bis fast schwarz.
Wein liebt Dunkelheit
Die Gründe für die verschiedenen Farben liegen aber nicht (nur) im Design, sondern im Schutz des Weins. Man muss dazu wissen, dass einer der wichtigsten Faktoren für die Konservierung von Wein der Schutz vor Licht ist, sei es Sonnenlicht oder künstliches. Licht kann oxidative Prozesse auslösen und damit die Qualität des Weins verändern, auch wenn er schon in die Flasche abgefüllt wurde. Durch eine möglichst dunkle Farbe der Flasche wird also die Oxidation verhindert und somit die Lebensdauer des Weins verlängert.
Hell = jung
Dabei ist das klassische Grün in vielen Fällen ausreichend. Bei einem „normalen“ Grünton können bis zu 60% der Strahlung gefiltert werden. Transparentes Weiß bietet selbstredend sehr wenig Schutz vor Licht. In solche Flaschen werden Weine abgefüllt, die sowieso jung getrunken werden sollen und nicht den Anspruch auf eine lange Haltbarkeit erheben. Hier wäre eine dunkle Farbe und der entsprechende Lichtschutz, purer Luxus. Dann lieber transparent, sodass die Farbe des Inhalts voll zur Geltung kommt!
Hoher Lichtschutzfaktor für edle Tropfen
Weine dagegen, die eine Reifezeit in der Flasche absolvieren und lagerfähig sein sollen, erhalten farbige Flaschen (eben meist grün, manchmal auch braun). Vor allem Rotweine, die für eine lange Lagerung bestimmt sind, kommen in sehr dunkle, fast schwarze Flaschen – also in die mit maximalem Lichtschutzfaktor. Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass eine dunkle Flaschenfarbe den Wein edel erscheinen lässt. Das ist ja auch richtig, denn eine lange Reifezeit wirkt sich auf den Preis des Weins aus.
Dunkel und waagrecht lagern
Damit wisst ihr nun auch, dass ihr Weine am besten dunkel lagert. Offen im Küchenregal, wo jeden Tag die Morgensonne hereinscheint, solltet ihr nur junge Weißweine aufbewahren (oder Weine, die ihr sowieso demnächst trinkt). Alle anderen Weine fühlen sich im dunklen Keller (horizontal, nicht aufrecht!) am wohlsten. Schließlich wollt ihr ja, dass euer Wein seine Qualität maximal entfaltet!
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