Insel Sardinien
Weinwissen

Wiege der Weinkultur: Sardinien

Sardinien, die zweitgrößte Insel im Mittelmeer, ist nicht nur ein Traum-Urlaubsziel, sondern auch Heimat des ältesten Weins des Mittelmeers.

Der Mythologie zufolge war es Aristaios, Sohn des Apollon und der Nymphe Kyrene, der den Menschen in Sardinien die Kultur – und damit auch den Weinbau – brachte. Ob man der Mythologie Glauben schenkt oder nicht: Sicher ist, dass der älteste Wein des Mittelmeers aus Sardinien stammt und die Weinkultur der Insel mindestens bis ins 15. Jahrhundert v. Chr. (!) zurückreicht.

Überraschen muss das eigentlich nicht. Wo findet man sonst auch so ideale Bedingungen: das mediterranes Klima, die große Vielfalt an Böden und die intensive Sonneneinstrahlung verwöhnen die Reben und bringen geschmacksintensive Weine hervor.

Jahrtausendealte Wildreben …

Die Geschichte des sardischen Weinbaus begann mit den einheimischen, ursprünglich wilden Rebsorten und wurde auch Jahrhunderte lang mit ihnen fortgeschrieben, denn erst im Mittelalter kamen fremde (vor allem spanische) Reben hinzu. Tatsächlich werden einige Wildreben, die in der Antike domestiziert wurden, auch heute noch angebaut.

… trotzen der Reblaus

Die wahre Stärke der sardischen Reben zeigte sich jedoch erst im 19. Jahrhundert, als die Reblauskatastrophe in Europa wütete und einen großen Teil der hier einheimischen Reben vernichtete. Der Schädling griff die Wurzeln der Pflanzen an; in der Folge starben reihenweise Traubensorten aus. Um den europäischen Weinbau (nach etlichen gescheiterten Schädlingsbekämpfungsversuchen) zu retten, mussten die Pflanzen schließlich mit den Wurzeln ihrer amerikanischen Verwandten veredelt werden, die resistent gegen diesen Parasiten waren. Nur sehr wenige italienische Pflanzen konnten ohne Veredelung überleben, und diese stammten aus Venetien, Sizilien und – richtig geraten – Sardinien. Die Insel ist damit eine der wenigen Regionen in Europa, in der es überhaupt noch Rebstöcke gibt, die ihre eigenen Wurzeln haben und nicht auf eine sogenannte „Unterlagsrebe“ gepflanzt wurden.

Weine aus Sardinien
Sardische Weine: Cagnulari, Cannonau und Vermentino – hier verkosten

Der Grund, warum die sardischen Reben der Laus trotzten, während praktisch in ganz Europa die Weingärten eingingen, liegt in den Böden: Es handelt sich um Sandböden, und dort kann sich die Reblaus nicht entwickeln.

Cannonau: ein Kanonenfeuer von einem Wein!

Ein Musterbeispiel für diese uralten sardischen Reben ist der berühmteste Wein der Insel: der Cannonau. Lange hielt man ihn lediglich für eine Mutation einer spanischen Sorte. Aber jüngste Funde von Traubenresten, die etwa 3.200 Jahre alt sind, haben gezeigt, dass der Cannonau eine alteingesessene Rebsorte Sardiniens ist – und nicht nur das! Es ist sogar der älteste Wein des Mittelmeerraums! Cannonau bedeutet wörtlich „Kanonenfeuer“ – eine treffende Beschreibung für seine Kraft und Struktur. Kein Wunder, dass dieser vor Geschmacksvielfalt nur so strotzende Wein als Botschaft für eine mit Naturschönheiten verschwenderisch umgehende Insel herhalten muss.

Vermentino: der zugereiste Weiße

Doch es gibt nicht nur Rotwein auf Sardinien, sondern auch sehr gute Weißweine. Sehr wohl fühlt sich hier etwa die Vermentino-Traube, auch wenn sie nicht zu den einheimischen sardischen Sorten zählt. Manche sagen, dass sie aus Spanien nach Sardinien kam, andere aus Portugal, wieder andere glauben, dass der Vermentino aus Ligurien stammt, einer Region, die mit Sardinien viel in puncto Böden, Topografie und Klima gemeinsam hat.

Weinverkostung Sommelier Tiziana

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