Sardinien steckt voller önologischer Überraschungen: Die sardischen Reben gehören zu den wenigen, welche der Reblaus trotzten, und schenken uns mit dem Cannonau ein echtes Lebenselixier. Und es gibt eine Rebsorte, die so speziell ist, dass sie sogar vielen Sarden unbekannt ist: der Cagnulari.
Halb Spanier, halb Sarde
Cagnulari ist eine rote Traube, die seit vielen Jahrhunderten auf sardischem Boden wächst. Seine Ursprünge lagen bis vor Kurzem noch völlig im Dunkeln. Jüngste DNA-Studien haben jedoch eine Verwandtschaft mit einer im Rioja-Gebiet angebauten Rebsorte nachgewiesen, dem Graciano, ebenso aber mit einer einheimischen sardischen Rebsorte, dem Bovale sardo. Der Cagnulari scheint also das Ergebnis einer Kreuzung zwischen diesen beiden Sorten zu sein.
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Wie viele italienische Rebsorten ist auch der Cagnulari zweitweise ein Opfer des Fortschritts geworden und drohte bereits zu verschwinden. Denn über Jahrzehnte hinweg konzentrierte man sich lieber auf renommierte internationale Trauben, die einfacher zu kultivieren sind. Man muss wissen, dass der Cagnulari eine komplizierte Rebsorte ist: Sie ist in der Kellerei heikel zu verarbeiten, vor allem aber im Weinberg sehr empfindlich, da sie weder zu hohe Temperaturen noch zu starke Regenfälle verträgt. In letzterem Fall blähen sich die Beeren auf, wodurch sie aufplatzen und schließlich faulen.
Qualität statt Quantität
Zudem erreicht man mit dem Cagnulari nur geringe Erträge pro Hektar. Trotzdem wird er noch (oder wieder) kultiviert, denn dem geringen Ertrag steht eine ausnehmend hohe Qualität gegenüber. Angebaut wird der Cagnulari fast ausschließlich in der Provinz Sassari, im Hinterland von Alghero, weil hier die richtigen klimatischen Bedingungen herrschen, begünstigt durch die Nähe zum Meer, die ständige Einwirkung der Winde und die Schwemmlandböden.
Cagnulari wird nach dem Alberello-System erzogen, dem „Bäumchen“-System. So ähnelt die Pflanze im Weinberg einem kleinen Baum mit einem kurzen Stamm, von dem Äste in alle Richtungen ragen. Wie der Cannonau wird er Cagnulari meist sortenrein hergestellt, also ohne mit anderen Traubensorten verschnitten zu werden.
Cagnulari: fruchtig, würzig, kräftig
Und wie schmeckt der Cagnulari? So fruchtig und würzig, wie man sich einen Wein von einer sonnenverwöhnten Insel nur vorstellen kann!
Schon an der Nase ist er komplex, mit lebhaften fruchtigen Noten, begleitet von blumigen Anklängen an Rose und Veilchen. Am Gaumen kommt dann die Würze hinzu – mit Noten von Pfeffer und Lakritze, die besonders in wärmeren Jahrgängen zutage treten. Außerdem: ordentlich Tannine, die mit zunehmender Reife des Weins weicher und eleganter werden. Die Fülle im Mund und der anhaltende Nachgeschmack machen ihn zu einem Wein, der nach kräftigen Gerichten fordert. Er passt daher am besten zu deftigen Fleischgerichten – gerne auch zum Festtagsbraten – oder zu den für Sardinien typischen gereiften Käsesorten.
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