Italien und Frankreich stehen ständig in Konkurrenz zueinander um die Königskrone der Weinbaunationen. Definitiv sind diese beiden Länder in Sachen Wein die bedeutendsten. Doch was ist mit dem Rest der Welt?
1. Italien

Die Etrusker begannen, die wild wachsenden Reben zu zähmen.
Italien ist das einzige Land der Welt, wo in jeder einzelnen Region gewerblich Wein angebaut wird. Neben der Toskana, dem Piemont, Venetien, Apulien und anderen berühmten italienischen Weinregionen haben auch vermeintliche Mauerblümchen wie Molise oder das Aosta-Tal ihre speziellen Rebsäfte. Italien ist geografisch gesehen ein sehr kleines Weinbauland und dennoch mit einer Anbaufläche von rund 840.000 Hektar der größte Weinproduzent der Welt. Aber nicht nur die Menge ist beachtlich, sondern auch die Vielfalt der Traubensorten. Neben einer großen Zahl an einheimischen Sorten haben auch eine ganze Reihe internationaler Sorten in Italien eine zweite Heimat gefunden. Die Weinkultur reicht mindestens drei Jahrtausende zurück. Die Weinrebe war in Italien schon immer präsent, denn die Qualität der Böden und das mediterrane Klima befördern das Wachstum dieser Pflanzen. Wahrscheinlich waren es die Etrusker, die die wild wachsenden Reben zu „zähmen“ begannen und die ersten Formen des Weinanbaus und der Weinherstellung entwickelten. Sie selbst waren keine großen Trinker, sie handelten lieber mit Wein. Die Verbreitung des Weinbaus in Italien und ganz Europa ist eher das Werk der Römer. Denn diese waren tatsächlich große Weintrinker und führten überall, wo sie neue Territorien eroberten, Anbau und Produktion ihres Lieblingsgetränks ein.
2. Frankreich

Die französischen Rebsorten waren als Exportgut besonders erfolgreich.
Vermutlich existierten Weinreben auch in Frankreich bereits in wilder Form, bevor sie kultiviert wurden. Mit dem eigentlichen Anbau begannen allerdings die Griechen, als sie um 600 v. Chr. das heutige Marseille gründeten. Wie Italien verfügt also auch Frankreich über eine sehr alte önologische Tradition. Den zweiten Schub gaben dem französischen Weinbau die Römer (wie könnte es anders sein?) am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Kurz danach begann auch schon die Handelsgeschichte des französischen Weins. Vor allem Bordeaux wurde aufgrund seiner Nähe zum Atlantik zu einem wichtigen Handelsplatz. Als Exportgut noch erfolgreicher als der fertige Wein waren allerdings die französischen Rebsorten. Sie verbreiteten sich in praktisch alle anderen Wein produzierenden Länder der Welt und sind dort bis heute nicht wegzudenken. Frankreichs Weinproduktion ist mengenmäßig die zweitgrößte der Welt, nur Italien stellt noch mehr her. In Frankreich wird in 17 von 22 Regionen Wein angebaut auf einer Gesamtfläche von 835.800 Hektar. Fünf Regionen sind dabei von herausragender Bedeutung: Champagne, Burgund, Bordeaux, das Loire-Tal und der Elsass.
3. Österreich

Bereits seit den Kelten werden hier Reben kultiviert.
Auch Österreich gehört zu den traditionellsten Weinbauländern der Welt. Bereits seit der Besiedlung durch die Kelten vor fast 3.000 Jahren werden hier Reben kultiviert. Das Burgenland und das niederösterreichische Weinviertel sind die ältesten Weinregionen des Landes. Anders als Länder mit Meerzugang ist Österreich durch ein kontinentales Klima gekennzeichnet, hat also kalte Winter und heiße, trockene Sommer mit einem langen Vegetationszyklus. Die Donau hat einen positiven, weil ausgleichenden Einfluss auf das Klima. Sehr vielfältig sind in Österreich die Bodentypen: Sie reichen von Löss im Weinviertel und im Donautal über Urgestein im Kremstal und der Wachau bis hin zu Kalkstein in der Thermenregion; im Burgenland bestehen die Böden hauptsächlich aus Schiefer, Lehm, Mergel, Löss und Sand, in der Steiermark aus Braunerde und vulkanischen Böden. Österreich verfügt über knapp 49.000 Hektar Rebfläche, wobei der Grüne Veltliner mit fast einem Drittel der Gesamtfläche unangefochtener Spitzenreiter bei den Rebsorten ist. Eine Kuriosität unter den österreichischen Weinen ist der Eiswein, bei dem die Trauben in gefrorenem Zustand gepresst werden.
4. Spanien

Spanien verfügt über sage und schreibe 13 % der weltweiten Anbaufläche.
Man geht davon aus, dass die Phönizier vor etwa 3.000 Jahren den Weinbau in Spanien einführten und die Römer ihn dann auf der gesamten Iberischen Halbinsel verbreiteten. Spanien verfügt über 969.000 Hektar Rebfläche, was sage und schreibe 13 % der weltweiten Anbaufläche entspricht. Damit liegt Spanien flächenmäßig also noch vor Italien und Frankreich und ist in dieser Hinsicht Spitzenreiter. Das ist erst seit dem 19. Jahrhundert der Fall, also önologisch gesehen eine recht junge Entwicklung. Nach produzierter Menge ist die Nation aber nur auf Platz drei. Der Grund dafür liegt in dem geringen Ertrag der spanischen Weinberge, das heißt, diese bringen trotz ihrer großen Fläche weniger Trauben hervor, und zwar aus verschiedenen Gründen wie Bodenart, Klima, Wassermenge, Rebsorten und auch Alter der Rebstöcke. Während im Norden Spaniens ein atlantisches Klima mit nicht zu heißen Sommern herrscht, ist es im Landesinneren sehr heiß mit sehr wenig Niederschlag. Die wichtigsten Weinanbaugebiete befinden sich dort rund um die Flussbetten. Im Süden wiederum ist das Klima mediterran. Obwohl Spanien für seine Rotweine bekannt ist, ist eine weiße Traube die meistangebaute Sorte des Landes: Airén.
5. Chile

Aufgrund des trockenen Klimas sind viele Rebkrankheiten hier unbekannt.
Für ein Weinanbaugebiet der sogenannten „neuen Welt“ hat der chilenische Wein eine relativ lange Geschichte. Die Weinrebe wurde im 15. Jahrhundert von den spanischen Eroberern eingeführt, die sie im Zuge der Kolonialisierung des Landes nach und nach anpflanzten. Chile erstreckt sich auf einer einer enormen Länge von 4.300 km. Doch die Länge, auf der Reben angebaut werden, misst nur wenige hundert Kilometer. Sie besteht allerdings aus immerhin 215.000 Hektar Fläche. Die meisten Weinberge befinden sich in den ausgedehnten Tälern zwischen der Andenkordillere und der Cordillera de la Costa sowie in einigen Tälern quer zur Cordillera de la Costa, wo der Einfluss des Meeres sehr stark ist. Die Böden sind vielfältig: Granit, Schwemmland, Kalkstein und Sand kommen allesamt vor. Die Höhenlagen, in denen sich die Weinberge befinden, reichen von einigen hundert Metern bis zu 1.300 Metern über dem Meer. Da es keine einheimischen Reben gibt, werden internationale Sorten angebaut, vor allem rote Trauben. Das Klima ist mediterran mit Niederschlägen fast ausschließlich im Winter, viel Sonnenschein und hohen Temperaturschwankungen. Aufgrund des sehr trockenen Klimas in den Weinbaugebieten sind viele in Europa übliche Krankheiten der Rebstöcke hier unbekannt. Dies erleichtert den ökologischen Anbau erheblich. Allerdings wird vielerorts künstlich bewässert.
6. Australien

Das interessanteste Anbaugebiet ist die Insel Tasmanien.
Australien ist ein Nachzügler, was die Weinherstellung betrifft. Der Weinbau kam erst spät nach „down under“, und zwar erst Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Engländer. Seitdem hat er sich aber enorm entwickelt: Heute wird Wein in 65 Anbaugebieten auf insgesamt 170.000 Hektar Rebfläche erzeugt. Besonders gut gedeihen die Rebstöcke im Süden Australiens, wobei das interessanteste Gebiet die Insel Tasmanien ist. Vor allem entlang der Küste finden sich viele Weingärten. Tasmanien ist übrigens dafür bekannt, das kälteste Weinanbaugebiet der Welt zu sein.
Zu Beginn der önologischen Geschichte Australiens wurde eine recht bizarre Praxis eingeführt: die Zugabe von Alkohol zum fertigen Wein. Dies geschah zum einen, um die englische Vorliebe für extrem starke Weine zu befriedigen, zum anderen, damit das Getränk die langen Reisen zurück nach England überstand, ohne in den Laderäumen der Schiffe zu verderben. Zum Glück hat sich der Trend heute geändert, und Australien produziert authentische, elegante und komplexe Weine.
7. USA

Die amerikanischen Ureinwohner ernteten bereits Trauben, bevor europäische Siedler kamen.
Die Europäer sind keineswegs die einzigen, die schön früh auf den Geschmack von Trauben gekommen sind. Die amerikanischen Ureinwohner in der Region der Großen Seen ernteten schon lange vor der Ankunft der europäischen Siedler die Früchte von den Rebstöcken und machten sie durch Trocknen haltbar. Auf dem nordamerikanischen Kontinent gab es nämlich bereits mehrere einheimische Reben, darunter Vitis Labrusca, Vitis Riparia, Vitis Rotundifolia und Vitis Vulpina. Aber erst mit der Einführung der Vitis Vinifera (der Rebenart, aus der heutzutage sämtliche Sorten stammen) durch die Europäer wurde die Weinindustrie geboren. Denn der aus den einheimischen Reben erzeugte Wein ähnelte in keiner Weise dem europäischen, und so wurden Plantagen von Vitis Vinifera angelegt, die jedoch bald durch Krankheiten wieder zerstört wurden. Man fand eine Lösung, indem man die europäische Art mit einheimischen Reben kreuzte und so eine resistente Hybride schuf. Ende des 19. Jahrhunderts erlitt der US-amerikanische Weinbau einen herben Rückschlag, als eine Reblaus-Epidemie den Westen der USA heimsuchte. Der zweite Rückschlag folgte in den 1920er Jahren mit der Prohibition. Erst danach konnte der Wein in den USA zu einer Renaissance finden. Heute konzentriert sich der Anbau auf Kalifornien, auf das etwa 70 % der Gesamtproduktion entfallen. Der Grund dafür liegt vor allem im Klima, das an der Westküste der USA durchaus mit dem Klima in großen europäischen Anbaugebieten zu vergleichen ist. Zu den meistverbreiteten Sorten gehören der französische Merlot und der italienische Primitivo, der in den USA Zinfandel genannt wird.
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